Wir wurden vom Fachbereich Landwirtschaft des Landratsamts Ludwigsburg gebeten, die folgenden Informationen an unsere Mitglieder weiter zu geben. Dieser Bitte kommen wir gerne mit diesem Beitrag und einem gesonderten Newsletter nach.
Wir möchten Sie bitten, die Mitglieder Ihres Imkervereins durch Weiterleitung dieses Schreibens zu informieren, um durch Sensibilisierung gemeinsam mit der Landwirtschaft auch weiterhin für den Schutz der Bienen sorgen zu können.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in den letzten Wochen mehrere Notfallzulassungen in den Kulturen Zuckerrüben und Kartoffeln gegen Glasflügelzikaden zugelassen. Diese Notfallzulassungen sind neben einer Vielzahl von pflanzenbaulichen Maßnahmen ein Baustein im Rahmen der abgestimmten Strategie zur Bekämpfung von Glasflügelzikaden als Überträger zweier bakterieller Krankheitserreger.
Alle im Rahmen dieser Notfallzulassungen zugelassenen Mittel dürfen in Baden-Württemberg nur nach vorherigem amtlichen Warndienstaufruf durch die unteren Landwirtschaftsbehörden angewendet werden. Diese Warndienstaufrufe basieren auf Monitoringdaten, die flächendeckend erhoben werden. Auf Basis von Erhebungen der Zikaden in den letzten Jahren und den Temperatursummen im Frühjahr 2025 gehen wir davon aus, dass die Anwendungen im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni bzw. in späten Lagen noch bis in den Juli 2025 erfolgen können.
Zum Schutz des Naturhaushalts, insbesondere der Bienen und Bestäuberinsekten wurden diese Notfallzulassungen mit zusätzlichen Risikominderungsauflagen versehen.
Hierzu gehören unter anderem Mindestabstände und die Ausbringung mit verlustmindernder Technik sowie Auflagen nach der Bienenschutzverordnung (B1 bzw. B2). Bitte berücksichtigen Sie diese Informationen bei der Wahl des Standortes für Ihre Bienenvölker.
Hintergrundinformation:
Baden-Württemberg und die Region rund um Heilbronn gelten als Ursprung- und Hot-Spot-Region dieses neuartigen Krankheitskomplexes. Die beiden Krankheiten Stolbur und „Syndrome Basses Richesses“ (SBR) werden durch die Bakterien Candidatus Phytoplasma solani und Candidatus Arsenoponus phytopathogenicus ausgelöst. Die bakteriellen Erreger werden durch die sich rasch ausbreitende Glasflügelzikade in der Kultur Zuckerrübe und weiteren betroffenen Kulturen übertragen.
Das Besondere am aktuellen Schadgeschehen ist das meist gemeinsame Auftreten beider bakterieller Erreger. Für die Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade kommt erschwerend hinzu, dass sie sich als Krankheitsüberträger (Vektor) binnen weniger Jahre mit der Kartoffel und der Zuckerrübe sowie verschiedenen Gemüsearten wie Karotten und Rote Bete bereits weitere Wirtspflanzen erschlossen hat und sich an diesen ebenfalls voll entwickeln kann.
Die bakteriellen Erreger lassen sich nicht direkt bekämpfen.
Biologie und Mobilität des Vektors setzen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Grenzen, da der Zikaden-Zuflug in mehreren Wellen über die gesamte Vegetationsperiode erfolgt, die Übertragung der bakteriellen Erreger sehr schnell stattfinden kann und sich das Wirtspflanzenspektrum stetig ausweitet. Ein umfangreiches Monitoringkonzept wurde bereits etabliert, um die regionalen Flughöhepunkte für eine effiziente Bekämpfung zu bestimmen.
Zur Eindämmung der Zikaden-Population und Vermeidung einer weiteren Ausbreitung der Krankheitserreger sind regional aber auch kultur- und spartenübergreifend abgestimmte Strategien erforderlich, die möglichst alle bisher identifizierten Gegenmaßnahmen umfassen müssen. Im Rahmen umfangreicher Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf Bundes- und Landesebene wird zudem intensiv nach weiteren Bekämpfungsoptionen gesucht.